Zwei Vorträge bestimmten das Vereinstreffen des Forum für Parkinson und Bewegungsstörungen e.V.

Das Forum für Parkinson und Bewegungsstörungen e.V. wächst weiter. Nach neuester Statistik umfasst es jetzt 520 Mitglieder. Beim jüngsten Vereinstreffen in der Borghorster Gaststätte Börger standen neben Geselligkeit und Kaffeetrinken zwei Vorträge auf dem Programm.

Nachdem Hagen Libeau, 1. stellvertretender Vorsitzender des Vereins, begrüßt hatte, informierte Marcus Lustig von der Vilua Vitartis Service GmbH aus Göttingen über gerätegestützte Therapie bei der Parkinson-Krankheit. „Zurzeit gibt es vier dieser Therapien, die hauptsächlich mit einer Pumpe betrieben werden“, erläuterte der Experte. Angeraten werden sie, wenn der Patient mehr als fünf Tabletten pro Tag einnimmt. „Dann sollte der Neurologe die Möglichkeit einer Pumpentherapie mit seinem Patienten besprechen“, riet Lustig. Er bezeichnete diese Art der Therapie als „völlig altersunabhängig“.

Erläutert wurde die „apomorphin-gestützte Therapie“ als Behandlungsform für fortgeschrittenen Morbus-Parkinson. Der Wirkstoff Apomorphin wird kontinuierlich über eine Pumpe und eine dünne Nadel subkutan (unter die Haut) verabreicht. Eine Alternative ist die Duodopa-Pumpenterapie, ebenfalls bei fortgeschrittenen Symptomen, bei der das Medikament L-Dopa fortlaufend als Gel über eine Dünndarmsonde injiziert wird. „Die Pumpe ist zwar recht groß, doch generell ist es eine gute Therapie“, so Lustig. Die dritte Methode besteht in der Produodopa-Therapie, die ebenfalls bei fortgeschrittener Krankheit angewendet wird. Über 24 Stunden injiziert eine Pumpe subkutan die Infusion. „Das Medikament ist flüssiger als bei der Duodopa-Therapie und ist etwas anders zusammengesetzt“, sagt der Fachmann. Laut Studien ist die Produodopa nicht für jeden geeignet. Ebenfalls für Patienten im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium ist die „Lecigon-Pumpentherapie“: Ein Gel aus Levodopa, Carbidopa und Entacapon wird direkt in den oberen Dünndarm abgegeben.

Ob und welche Art dieser Therapien für einen Patienten geeignet ist, liegt am individuellen Gesundheitszustand und muss unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden. Die genaue Einstellung der Pumpen zieht einen möglicherweise mehrtägigen Krankenhausaufenthalt nach sich. Im Regelfall sollten danach der Patient oder zumindest stets ansprechbare Angehörige soweit geschult sein, dass sie mit der Pumpe zurechtkommen. Es gibt darüber hinaus Hotlines beziehungsweise Dienstleister, die auch ins Haus kommen, falls es Probleme geben sollte.

Inhaberin Monika Stegemann und ihre Tochter Julia stellten das Therapiezentrum Steinfurt, in Steinfurt und Rheine, vor. Julia Stegemann ist Ergotherapeutin und behandelt auch Parkinsonpatienten, normalerweise in Rheine. „In unserem Steinfurter Therapiezentrum an der Anton-Wattendorf-Straße im Stadtteil Borghorst werden Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie angeboten. Manche Parkinson-Patienten benötigen alle drei Behandlungen. „Wir verfügen über Fachkräfte, die im Bereich Parkinson entsprechend ausgebildet sind“, so Monika Stegemann.

Julia Stegemann ist seit 2023 Ergotherapeutin. Sie hat die Fortbildung „LSTV-BIG®“ absolviert, um Menschen mit Parkinson intensiv im Bereich des größtmöglichen Umfangs von Bewegungen (Bewegungsamplitude) zu schulen. Es geht darum, Alltagsbewegungen wie Gehen, Aufstehen oder Anziehen zu verbessern.

Marcus Lustig zeigt ein Modell zur Parkinson-Pumpentherapie.

Hagen Libeau (rechts) verabschiedet Marcus Lustig von der Vilua Vitartis Service GmbH

Hagen Libeau und Monika Stegemann (links) mit Tochter Julia Stegemann nach ihrem Vortrag.

Erwin Hollekamp (links) und Klaus Harrach informierten über die Gründung einer Tischtennisgruppe, rechts Hagen Libeau

Erwin Hollekamp (links) und Klaus Harrach informierten über die Gründung einer Tischtennisgruppe, rechts Hagen Libeau

Die LSTV-BIG®-Therapie, so Stegemann, wird in der Intensivphase idealerweise für den Zeitraum eines Monats viermal wöchentlich angewendet. Sehr wichtig ist jedoch auch die Eigenmotivation der Patienten, so dass sie zu Hause selbsttätig weiter an ihrer Bewegungsoptimierung mitwirken können.

Klaus Harrach und Erwin Hollekamp berichteten über den Stand der Dinge bei der Gründung einer Parkinson-Tischtennis-Gruppe. „Mittlerweile sind wir auf der Zielgeraden“, so Harrach. Tischtennis ist ein Sport, den viele Parkinson-Patienten ausüben können. Dabei werden Geist und Körper gefordert, darüber hinaus macht es einfach Spaß. Manche spielen sogar im Liga-Betrieb. Es geht hier nicht um Meisterschaften, es soll erst einmal in einer kleinen Gruppe versucht werden, in der Kreissporthalle an der Liedekerker Straße in Burgsteinfurt unter dem Motto „Ping-Pong-Parkinson“ Tischtennis zu spielen. Erwin Hollekamp ist Sprecher der Gruppe und Ansprechpartner für Interessierte. „Wahrscheinlich werden wir im Januar an einem Montagnachmittag oder-abend starten“.

(Text und Fotos: Rainer Nix)