Wissen über Therapiemöglichkeiten der Erkrankung auf den neusten Stand gebracht.

Einen Tag voller neuer Informationen und Impulse erlebten am 8. Oktober die Teilnehmer einer weiteren Klinik-Fahrt, diesmal nach Dülmen. Besucht wurde der 11. Parkinson-Tag in der Klinik für Neurologie der Christophorus-Kliniken. Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Mitglieder des Forums für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V. sowie der Selbsthilfegruppe Ibbenbüren.

Vor Beginn der Vorträge begrüßte Chefarzt Dr. Pablo Pérez-Gonzáles die Teilnehmer und lud erst einmal zu Kaffee und Kuchen ein. Oberarzt Dr. André Mittelstedt berichtete über neue Entwicklungen in der Parkinson-Therapie. Die Krankheit ist noch nicht besiegt, doch werden die Behandlungsmöglichkeiten vielfältiger und konzentrieren sich nicht nur auf die Linderung von Symptomen. „Parkinson-Erkrankungen sind sehr individuell, nicht jeder Patient erlebt sie in gleicher Weise“, so Mittelstedt. Er stellte neue Medikamente wie beispielsweise das „Levodopa“ als Inhalierbares Pulver zur Bedarfs-Medikation vor. Levodopa ist eines der wichtigsten Arzneimittel zur Behandlung von Parkinson. Die inhalierbare Version des Arzneimittels bietet eine schnellere Wirkung und eine leichte Handhabung gegenüber des oral verabreichten Mittels. Der Oberarzt beschrieb Vorteile neu entwickelter Medikamente, verschwieg aber auch mögliche Nebenwirkungen nicht. Mittelstedt präsentierte neue Verabreichungsformen der Bedarfsmedikationen. Er führte weiterhin Details zu einer Pumpentherapie mit der so genannten „ProDuoDopa-Pumpe“ aus, die jedoch kritische Nebenwirkungen verursachen kann. In der Testphase befinden sich potentiell krankheitsmodifizierende Therapien, doch die Ergebnisse der Untersuchungen sind erst abzuwarten, bevor Empfehlungen ausgesprochen werden können.

Mit der „Tiefen Hirnstimulation“, kurz THS, befasste sich Oberarzt Dr. Thomas Möllenberg. „Man könnte sagen, hier geht es um einen Hirnschrittmacher“, erläuterte der Experte. Über implantierte Elektroden erfolgt kontinuierliche, hochfrequente elektrische Stimulation von Kerngebieten des Gehirnes. „Die THS kann eine Parkinson-Erkrankung nicht heilen“, betonte Möllenberg. „Das Ziel ist vielmehr die Reduzierung der Levodopa-Tagesdosis. Einzelne Wirkungen und Nebenwirkungen sind individuell. Positiv beeinflussbar sind Muskelsteifheit (Rigor), Zittern (Tremor), Störungen des physiologischen Bewegungsablaufs (Dyskinesien) und überschießende Bewegungen (Motorische Fluktuationen). Nicht beeinflussbar, so der Arzt, seien Gleichgewichtsstörungen (Posturale Instabilität), Gangstörungen sowie kognitive Probleme. Geeignet ist THS in der Regel für Patienten bis zu 70 Jahren. Die individuellen Ausprägungen der Parkinson-Krankheit und aktuelle Behandlungsstrategien müssen bei den Betroffenen vorher genaustens untersucht beziehungsweise berücksichtigt werden, da die THS nicht für jeden geeignet ist. Durch Studien nachgewiesen sind unter anderem die Verbesserung von Alltagsaktivitäten, motorischer Fähigkeiten, Einsparung der Medikation und insgesamt eine Verbesserung der Lebensqualität.

Das Thema Schluckstörungen, ein häufiges Problem bei Parkinsonerkrankungen, nahm sich Logopädin Judith Hengstermann vor. Neben allgemeinen Informationen – der gesunde Mensch schluckt ein-bis zweimal pro Minute und der Kehlkopf hebt sich während des Schluckaktes um einen bis anderthalb Zentimeter – definierte sie speziell die Schluckstörung oder Dysphagie. Dabei ist der komplexe Vorgang des Schluckens beeinträchtigt. „Eine Störung ist in jeder Phase des Schluckens möglich“, betonte die Logopädin. „50 bis 70 Prozent der Patienten mit Parkinson-Syndrom leiden an einer Dysphagie“, erläuterte sie. Die Symptome sind vielfältig und reichen von Speichelausfluss über häufiges Räuspern und Husten während und nach den Mahlzeiten bis hin zu Speiseresten in der Mundhöhle und ungewöhnlichem Gewichtsverlust. Die Folgen können dramatisch sein und Dehydrierung sowie Mangelernährung noch übersteigen. Neben Wegen zur Schluckuntersuchung referierte Hengstermann wichtige Essregeln. Sie beginnen mit einer ruhigen Atmosphäre und einer aufrechten Sitzposition. Der Kopf sollte beim Schlucken in Richtung Brust geneigt sein und es ist ratsam, kleine Mengen Nahrung gegebenenfalls mit einem Teelöffel zu sich zu nehmen. Diese und weitere Tipps sind praktisch leicht umzusetzen.

Chefarzt Dr. Pablo Pérez-Gonzáles verlieh abschließend seiner Bewunderung darüber Ausdruck, dass das Publikum die Vorträge mit hoher Konzentration verfolgte und sich in Diskussionspausen durch umfassendes Hintergrundwissen auszeichnete.

Eine herzliches Dankeschön im Namen der Teilnehmer gilt den Referenten sowie Jeannette Overbeck und Nadine Kleen für die Organisation der Veranstaltung!

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(Text und Fotos: Rainer Nix)

Besucher und Akteure des Parkinson-Tages in der Klinik für Neurologie der Christophorus-Kliniken, Dülmen v. l.: Martina Meier (Kinderbuchautorin), Ehemann Ulrich Meier (Vorstandsmitglied Forum für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V.), Reiner Krauße (Sonderbeauftragter Forum für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V.), Nadine Kleen (Parkinson-Nurse), Dr. Andre Mittelstedt ( Oberarzt), Irmel Wenzel (Leiterin Parkinson-Selbsthilfegruppe Ibbenbüren), Dr. Pablo Pérez-Gonzáles (Chefarzt), Hagen Libeau (Leiter Forum für Parkinson- und Bewegungsstörungen e. V.), Anna Trecksler (Parkinson-Nurse) und Judith Hengstermann (Logopädin).

Oberarzt Dr. André Mittelstedt

Oberarzt Dr. Thomas Möllenberg

Chefarzt Dr. Pablo Pérez-Gonzáles

Logopädin Judith Hengstermann

Das Publikum bestand aus Mitgliedern des Forums für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V. sowie der Selbsthilfegruppe Ibbenbüren.